Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Pohl, Robin |
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Titel | Transfer und Übersetzung von Unternehmenskultur in einem internationalen Unternehmen Ruandas. Gefälligkeitsübersetzung: Transfer and translation of organizational culture in an international enterprise in Rwanda. |
Quelle | Mainz (2004), 17 S.
PDF als Volltext |
Reihe | Arbeitspapiere / Universität Mainz, Institut für Ethnologie und Afrikastudien. 42 |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monographie; Graue Literatur |
Schlagwörter | Sozioökonomische Struktur; Gesellschaft; Soziokultureller Faktor; Kulturelle Integration; Wissenstransfer; Entwicklungsland; Kulturelle Beziehungen; Soziokulturelle Bedingung; Sozioökonomischer Faktor; Globalisierung; Nahrungs- und Genussmittelgewerbe; Unternehmenskultur; Wirtschaftliches Handeln; Ausbildung; Qualifikationserwerb; Kulturelles Verhalten; Organisation; Organisationsstruktur; Verwaltung; Afrika; Frankofones Afrika; Niederlande; Ruanda; Subsahara-Afrika; Südliches Afrika; Zentralafrika |
Abstract | In Ruanda existiert seit 1959 eine Großbrauerei mit dem Namen 'Brasseries et Limonaderies du Rwanda (BRALIRWA S.A.)'. Sie versorgt das Land mit Bier und Softdrinks, und diese Getränke werden aufgrund ihrer Monopolstellung von allen Bewohnern konsumiert. Die Kapitalmehrheit befindet sich seit etlichen Jahren im Besitz des international operierenden Heineken-Konzerns, und die Geschäftsleitung besteht aus Konzernmanagern, die von der Zentrale in Amsterdam eingesetzt werden. Der Autor betrachtet aus einer ethnologischen Perspektive die soziokulturelle Organisation der Brauerei, die zwischen zwei jeweils für sich selbst umfassende Geltung beanspruchenden Bezugsrahmen oszilliert. Es sind dies der Mutterkonzern Heineken und die einbettende Gesellschaft Ruandas. Beide stellen in Bezug auf die Organisationskultur der Brauerei sozioökonomische und -kulturelle Angebote und Erwartungen zur Verfügung, die teilweise nebeneinander existieren. Eine kulturelle und organisatorische Diffusion zwischen diesen Bezugsrahmen ist fester Bestandteil der Organisationskultur, allerdings findet diese beinahe ausschließlich von Heineken (bzw. Europa) nach Bralirwa (bzw. Ruanda) statt, und dies zu speziellen Bedingungen. Die höhergestellten Cadres der Bralirwa müssen in ihrem Arbeits- und Privatleben diese beiden Wirklichkeitsmodelle und Legitimationsdiskurse miteinander vereinbaren und sich im Zweifelsfall bewusst für den 'Heineken way' entscheiden, um im Unternehmen die ihnen offenstehenden Führungsaufgaben wahrnehmen zu können. Fortlaufend werden neue Richtlinien, Standards und Methoden in den Arbeitsalltag der Bralirwa eingeführt, deren Ursprung in verschiedenen Zentralabteilungen Heinekens liegt und die die Lebens- und Arbeitswelt der Brauerei in Ruanda beeinflussen. Vor allem die Personaltrainings bedeuten dabei eine Übertragung - oder Diffusion - von Kulturgütern. In diesem Sinne ist bereits das Prinzip der rational-formalen Organisation und der bürokratischen Hierarchie selbst ein Kulturgut bzw. eine Kulturtechnik. Diese Form der Übersetzung von Kulturgütern in neue gesellschaftliche Kontexte wird durch ein Konzept von R. Rottenburg beschrieben. Scheinbar existiert ein überraschendes Einvernehmen über die objektive, universelle Gültigkeit der von Europa nach Afrika wandernden soziotechnischen Modelle (z. B. Brauerei oder Bankensystem) zwischen den beteiligten Parteien, obwohl eigentlich die allermeisten dieser Konzepte auf den neuen Bestimmungskontext 'Afrika' angepasst, also übersetzt werden müssten. Faktisch werden sie aber ohne Modifikation transferiert. Rottenburg bezeichnet diesen Transfer als 'Technisches Spiel'. Dabei wird die nicht stattfindende Integration westlicher und afrikanischer Wirklichkeitsmodelle beschrieben, ein Problem, das auch von einer immer besseren Implementation der rationalen Organisation in Afrika nicht gelöst werden kann. Daran schließt sich aber die weitreichende Feststellung an, dass eine tatsächliche Integration der Wirklichkeitsmodelle keine Voraussetzung für erfolgreiches wirtschaftliches Handeln ist, solange genügend Übersetzer zur Verfügung stehen. Diese Funktion erfüllen die ruandischen 'Professionals'. (ICG2). |
Erfasst von | GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim |
Update | 2006/2 |